Ethik & Gesellschaft
Ärzte aus Hamburg helfen Kriegsverletzten in Kiew per Livestream
Es liest sich wie ein Trauma: Ein Granatsplitter steckte im Kopf eines Soldaten; eine erste Diagnose lautet: traumatisches Gehirnaneurysma. Doch damit hatten die Ärzte vor Ort keine Erfahrung. Abhilfe schafft ein Hamburger Start-up, das mittels Streaming-Plattform Mediziner verbindet.
Veröffentlicht von Lars Wöhrmann am 27. Juli 2022
Die gute Nachricht vorweg: Dem jungen Soldaten konnte da Leben gerettet werden. Anteil daran hatte die Hamburger Livestreaming-Plattform Tegus Medical, die ein telemedizinisches Überwachen von Operationen möglich macht. Ob per Smartphone, Tablet oder Computer: Die Plattform bringt „live“ Experten zusammen, die an besonders kniffeligen Operationen auch aus der Ferne unterstützen können – beispielsweise, wenn Erfahrungen fehlen oder es Eingriffe sind, die nicht zum Alltagsgeschäft von Ärzten gehören (wie zum Beispiel bei Kriegsverletzungen).
Tegus Medical-Chef Martin Erler (41) kündigte an, weitere Operationen in Kiew und Dnipro unterstützen zu wollen. Sein Gedanke ist, dass Hilfe aus der Ferne in dem OP-Saal ankommt, wo sie gebraucht wird, wie das Abendblatt berichtet. Seine Firma stellt entsprechende Hardware wie Kameras und Übertragungsgeräte zur Verfügung. 70 Krankenhäuser in 18 Ländern nutzt die Technik bereits.
Entwickelt wurde die Technik zusammen mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Für das Klinikum standen die beiden Mehrwerte der Fernausbildung von Medizinern sowie das Monitoring von Operationen im Fokus. Denn bei Ärzten, die nicht auf bestimmte neurochirurgische Eingriffe spezialisiert sind, macht es keinen Unterschied, ob der Spezialist, der ihnen „die Hand führt“, im selben Raum sitzt oder zugeschaltet ist.
Ein nicht nur aus telemedizinischer Sicht interessanter Ansatz; der Leben retten kann.