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Ethik & Gesellschaft

Reisegipfel 2022: „Philosophie für Touristiker“ mit Richard David Precht

Nicht nur die HanseMerkur hat mit ihren 147 Jahren hat eine lange Tradition, auch die eigenen Veranstaltungen blicken auf ein langjähriges Fortbestehen zurück. So wurde der HanseMerkur Preis für Kinderschutz bereits zum 41. Mal verliehen und der Reisegipfel – ein Netzwerktreffen unserer Reiseversicherung – fand bereits zum neunten Male statt. Ein Bericht.

Veröffentlicht von Eike Benn am 10. Oktober 2022

Das Setting hätte nicht schöner sein können: Bei strahlendem Sonnenschein zeigte sich der Hamburger Hafen rund um das Restaurant Liberté von seiner besten Seite. Auch Prof. Dr. Richard David Precht, Philosoph, Autor, Redner und TV-Moderator, wirkte angeregt und forderte sein Publikum beim neunten Reisegipfel intellektuell heraus. Eine gute Stunde lang referierte er bei dem traditionellen Netzwerktreffen der HanseMerkur Reiseversicherung über „Die Grenzen der individuellen Freiheit. Zwischen Egoismus, Selbstverwirklichung und Gemeinschaft“ und beantwortete Fragen aus dem Publikum.

HanseMerkur-Vorstand Johannes Ganser und die anderen Teilnehmer des Reisegipfels lauschten Richard David Precht und seinen interessanten Ausführungen.

Eingeladen hatte ihn Gastgeber Johannes Ganser, Vorstand Personal, Kooperations- und Reisevertrieb. Von ihm stammte auch das anspruchsvolle Tagesthema. An den interessierten Reaktionen nach Prechts Vortrag war klar, dass der Vorstand und er einen Nerv getroffen hatten.

In seinem Vortrag ordnete Precht zunächst ein: Was macht ein Philosoph überhaupt? „Sie, die Sie hier sitzen, verfügen über Kompetenzen. Sie können etwas gut, was viele andere nicht können – auch deshalb sitzen Sie hier“, so Precht. „Doch niemand ist allumfassend kompetent. Und Philosophen haben eigentlich gar keine Kompetenz.“ Wenn überhaupt, dann besäßen sie die Fähigkeit, eine Brücke des Verstehens zwischen all den verschiedenen Kompetenzen zu schlagen, und die Menschen und ihr Wissen so miteinander zu verbinden. „Eine Inkompetenzkompensationskompetenz“, brachte Precht auf den Punkt.

Der Vortrag nahm Bezug zu Teilen seines Bestsellers „Von der Pflicht“: In gedanklichen Siebenmeilenstiefeln spannte Precht den Bogen unter anderem von der Entwicklung des Liberalismus (freiheitliches Verhältnis des Individuums zum Staat) und der Menschenrechte (ohne Verbesserung der Lebensqualität wertlos) über das Aufkommen des Für- und Vorsorgestaates (Tuberkulose- und Brandschutzvorschriften, aus denen auch die ersten Versicherer hervorgingen) bis hin zum Utilitarismus (das Wohl der Gemeinschaft unterliegt dem Wohl der persönlichen Beziehung) sowie Verhältnis von Fairness- und Neidgesellschaft (je fairer, desto neidischer). Was nach einer geradezu unmöglichen Vermischung von Themen klingt – Precht gelang es.

Abschließend beantwortete er Fragen der Moderatorin Mareile Braun und des Publikums. Dr. Andreas Gent, Aufsichtsratsvorsitzender der HanseMerkur Krankenversicherung AG und Geschäftsführer des Deutschen Reiseversicherungsfonds, fragte beispielsweise, ob Precht sein Gefühl teile, dass die Politik immer dann, wenn es schwierig werde, ein Hilfspaket schnüre, statt die Probleme als solche anzugehen? Precht stimmte zu: Die deutsche Politik wolle den Menschen nichts mehr zumuten. Unpopuläre Maßnahmen wären inzwischen seltene Ereignisse der Vergangenheit. Heute habe man eine Politikkultur, die vor jeder Wahl den Weihnachtsmann spiele und Geschenke verteile oder zumindest verspreche. Große ordnungspolitische Veränderungen blieben dabei auf der Strecke.

Es war ein erhellender, sehr abwechslungsreicher und anregender Nachmittag im Liberté, der mit großem Applaus endete.

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