HanseMerkur

Jetzt bewerben!

Bewerben Sie sich für den HanseMerkur Preis für Kinderschutz. Die Bewerbungsfrist endet am 30. September 2023. Weitere Informationen finden Sie hier.

Ethik & Gesellschaft

Unbeschwerte Stunden in Hamburg-Altona

Zum zweiten Mal veranstaltete der FRIENDS CUP Förderverein e.V., anknüpfend an die Weihnachtsfeier „Mehr als eine warme Mahlzeit“, am 14. August 2022 ein Barbecue Sommerfest im REWE Center Altona. Rund 250 Obdachlose und Bedürftige der Stadt kamen, erlebten einen unvergesslichen Sonntag bei 33 Grad und gingen ebenso beseelt wie die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen nach Hause.

Veröffentlicht von Heinz-Gerhard Wilkens am 24. August 2022

Ehrenamt kann unglaublich viel bewirken. Nur: um den Ärmsten der Stadt ein würdiges Sommerfest zu gestalten, bedarf es starker Partner, wie der REWE Nord, der Unser Norden Stiftung, dem Hard Rock Café Hamburg und ROCK ANTENNE Hamburg. Auch meine Kollegin Monika Kelting und ich durften den Nachmittag mit dem Obdachlosenbus des DRK-Kreisverbandes Hamburg-Nordost im zweiten Jahr begleiten. An Bord hatten wir zur Verteilung u.a. Hygieneartikel für Frauen, Tierfutter, Socken und Shelter Bags – mobile Vorrichtungen, die aufgebaut eine Mischung aus Mini-Zelt und Schlafsack ergeben.

Als der FC St. Pauli am Millerntor noch gegen den 1. FC Magdeburg kickte, öffneten sich bei REWE in der Max-Brauer-Allee die Türen. Ein leichter Wind machte die Hitze auf dem Parkdeck, wo u.a. Grillgut, kühle Getränke und Donuts angeboten wurden, etwas erträglicher. Das Sitzen an mit Dünengras und Muscheln liebevoll geschmückten Bierzeltgarnituren erleichterte den Austausch zwischen den Bedürftigen, Ehrenamtlichen und Journalisten. Jasmin Missler, Herausgeberin der Nord Wirtschaft, zeigte sich beeindruckt und erschüttert zugleich von der Begegnung mit Armut und Verelendung. Sie will sich über ihr Rotary-Netzwerk für finanzielle Unterstützung einsetzen. Die Hamburger Morgenpost berichtete ausführlich über „eine kleine Auszeit vom Alltag“ und in einer dpa-Nachricht wurde FRIENDS CUP Vorstand Sven Flohr zitiert: „Gerade in dieser Zeit wollen wir den Menschen, an die so oft keiner denkt und denen es – nicht zuletzt wegen der Corona-Einschränkungen – besonders schlecht geht, eine besondere Freude bereiten.“

Nach den Unplugged-Auftritt von Raliza & Izaac mit Cover-Songs („wer friert uns diesen Moment ein?“) gab es bei Schlagerbarde Peter Sebastian, der sich über ein Jugendwerk für unfallgeschädigte Kinder einsetzt, kein Halten mehr. Der Produzent und Texter schaffte es mit „Junge, komm‘ bald wieder“ und „Du schwarzer Zigeuner“, die Obdachlosen von den Sitzen zu reißen. Schnell bilden sich kleine Tanzgruppen – die Wolgadeutsche Elsa schwenkt ihren Rollator hin und her – und schon bei „Selamün Aleykum Mustafa“ ziehen Ehrenamtliche mit den Bedürftigen in einer Polonaise über das Parkdeck. Und beim Lied „Damit kann ich leben“ war in der Zeile „dass Du in finsteren Zeiten an meiner Seite bist“, das Motto des Tages gefunden.

Was bleibt von einem Tag, den FRIENDS CUP-Ehrenamtliche seit Donnerstag mit viel Liebe und Hingabe vorbereitet hatten? Das spiegeln uns die ganz besonderen Gäste am Ausgang. Hakan, ehemaliger Verkaufsleiter bei Gruner + Jahr, den es nach zwei Schlaganfällen aus der Bahn geworfen hat, sagt: „Dass Menschen an einem Sonntag so etwas tun, ist unglaublich. Aber Freude schenken, das ist das Größte im Leben.“ Und Petra Franke von den Ehrenamtlichen bringt es auf den Punkt: „Was für eine schöne Veranstaltung, wieder einmal sehr erdend. Wie oft jammern oder stöhnen wir auf hohem Niveau. Dabei können wir jetzt alle unsere erfrischende Dusche genießen und die Füße hochlegen mit dem schönen Gefühl, vielen Menschen, die diesen Luxus nicht kennen, eine große Freude bereitet zu haben.“

Beim Ausgang – der FC St. Pauli hatte Magdeburg gerade 3:0 besiegt – erhalten alle Obdachlosen noch eine prall gefüllte Tasche mit vielen Artikeln, die Bedürftige für ihren täglichen Bedarf benötigen. Derweil fahren Monika und ich ins Pik As, eine Übernachtungsstätte für obdachlose Männer in der Neustadt, und verteilen noch 350 Bratwürste des Barbecues, die zur Abendzeit reißenden Absatz finden. Die Gespräche dabei bestätigen aufs Neue: „Dieses Sommerfest war in der Tat ‚mehr als eine warme Mahlzeit‘“.

 

 

 

Das REWE Parkdeck hatte sich schnell mit Gästen gefüllt
Foto: Heinz-Gerhard Wilkens
Hat den Bus immer voll beladen: Leiterin der Obdachlosenhilfe, Monika Kelting
Foto: Heinz-Gerhard Wilkens
Als Peter Sebastian sang, kam auch eine Obdachlose zu ihm auf die Bühne
Foto: Heinz-Gerhard Wilkens

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.