Es war kalt und die Sonne schien, beste Voraussetzungen, um einen Weihnachtsempfang nach draußen auf die Straße zu verlagern. Dahin, wo es jeder sieht und jeder teilhaben kann. Genau das ist dem Team um Barbara Haarmann, Holger Mütze und Anke Beceral wichtig, denn im Café Augenblicke ist jeder willkommen. Die Einrichtung im Hamburger Schanzenviertel ist Anlaufstelle und Begegnungsstätte für viele obdachlose, bedürftige, alte und manchmal einfach einsame Gäste, die tagtäglich zum Essen oder für einen Kaffee kommen, die die Kleiderkammer aufsuchen oder die sich nach einer heißen Dusche sehnen.
Als unsere Azubis und dualen Studenten zu ihrem Social Day im Café eintrafen, hatten sie auch gleich alle Hände voll mit den Vorbereitungen zu tun: Für das Weihnachtsessen am Mittag mussten noch zwei Säcke Kartoffeln schält werden! Schälmesser statt Tastatur, Schürze statt Hemd und Anzug. Wie fühlt sich das an? „Anfangs etwas unbeholfen, wurden wir immer schneller und waren nach einer Stunde fertig,“ sagte Anna.
Um 11.00 Uhr ging es dann mit Berlinern und alkoholfreiem Punsch vor die Tür. Die Blaskapelle spielte Weihnachtslieder mitten auf der Straße und die Helfer verteilten Punsch und Gebäck an die Gäste, die zum Teil schon seit 09.00 Uhr vor der Tür gewartet hatten. Sebastian fand es schade, „dass viele ungeduldige Besucherinnen und Besucher direkt danach fragten, ob sie schon in das Café gehen könnten.“ Wahrscheinlich war ihnen einfach kalt oder sie hatten bereits großen Hunger. Bevor es reinging, gab es eine kurze, aber eindrucksvolle Andacht des benachbarten Pastors, der nicht von der Kanzel, sondern der selbst mitgebrachten Leiter sprach.
Dann wurden die Gäste reingebeten zum Weihnachtsessen. Es gab Gulasch mit Rotkohl und Klößen. Es dauerte etwas, bis jeder Gast einen Platz gefunden hatte, dann wurde ihnen das Essen an die Tische gebracht. Während im Hintergrund eine kleine band spielte, ließen es sich alle schmecken. „Währenddessen kümmerten wir uns um den Abwasch, die Tische und einige Extrawünsche. Der Großteil der Besucher war sehr dankbar dafür, was mich noch mehr angespornt hat. Manchmal hatten wir auch Zeit, uns mit den Gästen zu unterhalten, was sehr interessant war,“ berichtete uns Leonard nach dem Tag.
Nach dem Essen als alle Gäste weg waren, halfen die Vier noch beim Aufräumen. Jessica sah einen Helfer, der mit drei Kisten voller Lebensmittelspenden in die Küche kam. Sie kamen von einem Supermarkt, der sie sonst weggeworfen hätte. „Das hat mich besonders schockiert, die Lebensmittel waren alle noch gut. Unsere Gesellschaft ist sehr verschwenderisch. Aber für’s Café Augenblicke hat es mich natürlich gefreut,“ erklärte sie. Vielleicht haben die Mitarbeiter des Supermarktes aber auch einfach das Herz auf dem rechten Fleck und sortieren für das JesusCenter besonders großzügig aus – der Bedarf ist offensichtlich.