Beruf & Familie

Eine ganz besondere Frau

Heute ist Weltfrauentag – eine gute Gelegenheit, um darüber zu berichten, was bei Edina Müller so los ist. Die 35-jährige Powerfrau ist vor sechs Wochen Mama geworden. Was die Mutterrolle für die beste deutsche Parakanutin bedeutet, welche Herausforderungen der neue Alltag für die Rollstuhlfahrerin mit sich bringt und wie ihre Pläne für die nächsten Jahre aussehen, erzählte sie jüngst dem Hamburger Abendblatt.

Veröffentlicht von Silke Hirschfeld am 8. März 2019

Der Weltfrauentag entstand in der Zeit um den Ersten Weltkrieg im Kampf um die Gleichberechtigung und das Wahlrecht für Frauen. Das Frauenwahlrecht feiert in Deutschland mittlerweile sein 100-jähriges Jubiläum, über die Gleichberechtigung streiten sich die Gemüter: Dem einen ist es schon zu viel, der anderen viel zu wenig. Unumstritten ist es aber noch immer der Tag der starken Frauen.
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Edina Müller ist so eine Frau. Die Hamburger Vorzeigeathletin bekam bei den Paralympics 2012 in London mit ihrer Mannschaft für ihre Leistung im Rollstuhlbasketball die Goldmedaille. Danach wechselte die Powerfrau erfolgreich aufs Wasser: Als Parakanutin reichte es 2015 in der Europa- und der Weltmeisterschaft bereits für die Silbermedaille, 2016 holte sie in beiden Turnieren Gold. Die Paralympics 2016 in Rio bescherten ihr die Silbermedaille und die Deutsche Meisterschaft 2018 noch drei Mal Gold. Zudem arbeitet sie als Sporttherapeutin im BG Klinikum Hamburg.
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Vor sechs Wochen kam nun Söhnchen Liam zur Welt. Wie die Mama, wollte auch er möglichst schnell ans Ziel: Der geplante Kaiserschnitt musste vier Tage vorgezogen werden. Beide haben die Entbindung gut überstanden und bewerkstelligen nun ihren neuen Familienalltag. Gar nicht so einfach, denn rollstuhlgerechtes Equipment gehört in Deutschland leider nicht zum Standard. Den niedrigen Wickeltisch mit der Unterfahrmöglichkeit hat Papa Niko selbst gebaut. Einen rollstuhlkompatiblen Kinderwagen gibt es nur in Schweden und Israel. Edinas Rollstuhl hat nun ein Smartwheel-Vorderrad mit Gepäckträger, auf dem sie die Babyschale befestigen kann. Denn auf ihre Mobilität und Selbständigkeit will sie in keinem Fall verzichten.
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Und was ist mit Tokio 2020? Die Paralympics waren und bleiben das große Ziel. Gemeinsam mit Trainer Arne Bandholz entwickelt sie gerade einen Trainingsplan, der ihren Bedürfnissen und Möglichkeiten entspricht. Eine Herausforderung für Bandholz, aber nichts Neues: Als er damals angefangen hat Edina zu trainieren, hatte er noch keine Ahnung von den Besonderheiten querschnittsgelähmter Kanuten. Beide haben voneinander gelernt, was machbar ist und was eben nicht. Dass sie dabei sehr erfolgreich waren, zeigt Edinas Medaillenbilanz. Papa und Oma werden in den heißen Trainingsphasen Liam versorgen, wenn Mama auf dem Wasser ist, und in Tokio drücken alle zusammen die Daumen.
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Wir werden dann selbstverständlich mitfiebern und berichten. Denn neben dem ganzen Pensum, das Edina derzeit bewältigt, ist sie seit Ende letzten Jahres auch als jüngstes Mitglied in der Jury des HanseMerkur Preises für Kinderschutz aktiv.

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