Frau Dr. Cornelia Strunz hat vor knapp sechs Jahren, im September 2013, eine weitere Ärztin namens Frau Dr. Conny in sich entdeckt. Während Frau Dr. Cornelia Strunz die deutschen Patienten in der Ambulanz des Klinikums Waldfriede in Berlin behandelt, nimmt Frau Dr. Conny afrikanische Frauen an die Hand, um sie auf dem Weg zu einem möglichen kleinen Eingriff, der eine so große Auswirkung auf deren Leben hat, zu begleiten. An ihrer Seite ist die somalische Pflegehelferin Farhia Monhaned, die mit Übersetzungen sprachliche Hürden zwischen der Ärztin und den Patientinnen überwindet, und Dr. Uwe von Fritschen, der die meisten Operation durchführt.
In das Desert Flower Center (DFC) kommen Frauen jeden Alters, die sich bisher noch nie selbst betrachtet haben. Sie wachsen mit dem Mythos auf, die Klitoris wächst bis ins Unermessliche, wenn diese nicht in jungen Jahren ausgeschnitten wird. Aus diesem Grund sind 98 Prozent der in Somalia lebenden Mädchen und Frauen beschnitten. Auf den Wunsch ihrer Mütter oder Großmütter hin, wird ihnen nach einem der Grausamkeit steigernden vier Typen der Genitalbereichs verschlossen oder sogar verätzt. Das Lustzentrum der Frau wird ausgeschaltet. Es bleibt oft eine nicht mal acht Millimeter große Öffnung, durch die sowohl der Urin und die monatliche Blutung ausgeschieden werden sollen. Die Frauen leiden unter enormen Schmerzen beim langwierigen Wasserlassen, können jedoch mit niemandem darüber sprechen, denn das auszusprechen schickt sich in ihrem Umfeld nun wirklich nicht.
Das Klinikum Waldfriede gibt den betroffenen Frau die Möglichkeit in den monatlichen Treffen der Selbsthilfegruppe sowie in der Sprechstunde mit Dr. Conny und anderen Betroffenen in geschützten Räumen darüber zu sprechen, was ihnen widerfahren ist.
Für Frauen, die sich für eine ca. 2.000 bis 4.000 Euro teure Operation entscheiden, übernimmt die Krankenversicherung die Kosten des nur knapp 15 Minuten dauernden Eingriffs. Bei Frauen, die ohne Krankenversicherung in das Klinikum Waldfriede kommen, wird der durch Spenden finanziert.
Doch nicht alle Frauen, die in die Sprechstunde kommen, möchten sich operieren lassen. Viele benötigen lediglich eine Bescheinigung über ihre Beschneidung für den Asylantrag und gehen dann zurück in ihr gewohntes Leben. Jene, die sich für eine Operation und somit einem Zurückholen ihrer eigenen Identität entscheiden, lassen Dr. Conny gerne an ihren Freuden über das erste, lautstarke Pipi-machen oder den ersten Orgasmus teilhaben.
In dem Artikel von Nadine Ahr aus dem ZEIT-Magazin vom 18.07.2019 wird der Alltag der Ärztin mit den deutschen Gewohnheiten wie Pünktlichkeit, Ordnung und Selbstbewusstsein und den afrikanischen Patientinnen mit dem gegensätzlichen Verhalten berührend beschrieben und mit wissenswerten Hinweisen bestückt. Nehmen Sie sich gerne einen Moment und führen Sie sich zu Gemüt, was Nafisa, Amiina und den anderen Frauen widerfahren ist.