Dieses Verhalten hat auch der kleine Emil, 7 Jahre alt aus Eppendorf, bei seinen Eltern bemerkt und gehandelt. Am 8. September findet nun um 11 Uhr auf seine Initiative hin eine Kinder-Demo durch St.Pauli statt. Das Motto: „Spielt mit MIR! Nicht mit euren Handys.“ Die Route verläuft von der Grünfläche zwischen Marktstraße und Ölmühle über den Neuen Kamp, das Schulterblatt und die Eimsbüttler Chaussee bis zum Spielplatz am Lindenpark. Auf die Idee zu der Demo ist er ganz allein gekommen. Als er eines Tages mit seinem Vater in der U-Bahn sitz fällt ihm auf, dass alle Erwachsene mit ihrem Smartphone beschäftigt sind. Auch sein Vater, der auf eine Frage von ihm gar nicht reagiert. Seine Eltern sind froh über seine Initiative, seinen eigenen Kopf und sein Engagement. Sie helfen ihm dabei die Demo anzumelden, obwohl auch sie durch die Demo in die direkte Kritik geraten können. Für Emil ist es jedenfalls ein wichtiges Thema: „Handys stören mein Leben! Dauernd ruft jemand an, egal ob wir gerade essen oder spielen. Ich finde die Erwachsenen können auch später zurückrufen. Oder abends Nachrichten verschicken, wenn wir schlafen!“ Die Einladung zu Emils Demo finden Sie bei Facebook. Das Medium ist nicht ganz zu Emils Zufriedenheit, aber anders geht es wohl nicht.
Unbewusst trifft Emil mit diesem Thema ein Problem unserer Zeit. Auch der Kreis Pinneberg macht zurzeit mit einer Plakataktion auf den bewussten Umgang mit dem Smartphone aufmerksam. Dazu haben Silvia Stolze, Koordinatorin für die Suchtprävention, und Ramona Lübcke, Netzwerkkoordinatorin Frühe Hilfen im Kreis Pinneberg, die Plakatkampagne „Heute schon mit ihrem Kind gesprochen/gespielt?“ in ihren Kreis geholt. Zuvor wurde die Kampagne erfolgreich in der Hansestadt und im Landkreis Rostock initiiert und ist jetzt aktuell im Kreisgebiet gestartet: „Die Plakate mit Alltagssituationen sollen junge Eltern zum Nachdenken und Reflektieren des eigenen Umgangs mit dem Smartphone und anderen digitalen Medien anregen, ohne dabei das Handy pauschal zu verteufeln.“ Begleitet wird die Kampagne durch das Netzwerk Frühe Hilfen und die Suchtberatungsstellen des Kreises Pinneberg. Eine wichtige Initiative, denn auch Psychologen und Kinderärzte warnen, dass die Kinder mit hormonellem Stress reagieren, wenn die Eltern nicht den ersten Blickkontakt erwidern. Die Kinder fühlen sich dadurch missachtet und können mit Wut reagieren. Außerdem kann es Folgen wie Verhaltensauffälligkeiten und Hyperaktivität nach sich ziehen. Zusätzlich belegt eine österreichische Studie, dass sich seit 2008 die Unfälle auf Spielplätzen verdreifacht haben. Der Grund im Smartphone Gebrauch liegt nahe: Neun von Zehn Aufsichtspersonen sind auf dem Spielplatz durch das Smartphone abgelenkt.