Veronika beschließt, ob ihres monotonen und „standardisierten“ Lebens inmitten einer vermeidlich gleichgültigen Gesellschaft zu sterben. Sie ist davon überzeugt, dass das Leben ihr nicht viel zu bieten hat. Darum will sie jung, gesund und schön aus dem Leben scheiden. Nach ihrem missglückten Suizidversuch wacht sie in einem Krankenhaus auf. Nach fünf Tagen Intensivstation wird sie in die berüchtigte psychiatrische Anstalt in Ljubljana verlegt.
Nach einer eingehenden körperlichen Untersuchung durch den ärztlichen Leiter der Anstalt, Dr. Igor, erfährt sie, dass ihr Herz bei ihrem Suizidversuch durch die Übedosis Schlaftabletten irreversibel geschädigt worden ist. Ihre Lebenserwartung wird auf eine Woche geschätzt. Schlagartig wird Veronika bewusst, dass sie sich mit ihrem nahenden Tod auseinandersetzen muss. Jeder verbleibende Tag wird zunehmend wertvoller. Dann lernt Veronika die langjährige Patientin Zedka kennen. Diese bringt Veronika zum Nachdenken über ihre Existenz, den Wert von Leben und Freundschaft. Aber auch über das Privileg, als verrückt zu gelten. Schmerzlich stellt sie fest, dass ihr die verbleibende Zeit wie Sand durch die Finger rinnt. Sie beginnt ihre Sehnsüchte und Vorlieben auszuleben. Es entwickelt sich ein unsagbares Verlangen nach Leben und Grenzenlosigkeit. Aber ihre Zeit läuft unabwendbar ab…
Paulo Coelho gelingt es in diesem Buch, den Leser von der ersten Seite an in die Atmosphäre der Psychiatrie von Villete mit ihren Patienten hineinzuziehen. Die intensiven Gespräche der Protagonisten machen die tiefen Emotionen nachvollziehbar. Die zentrale Frage lautet: Was ist normal? Wer legt eben dieses fest? Für mich war das Buch der Schlüssel für mein künftiges Leben. Es bedeutete, Konventionen zu durchbrechen, verrückt zu sein ohne Fragen beantworten zu müssen, man selbst sein zu dürfen.
Paulo Coelho, Veronika beschließt zu sterben.
Diogenes, 224 Seiten, ISBN 978-3-257-23305-6, 11.00 Euro