Seit 1950 wurden über 8,3 Milliarden Tonnen Plastik erschaffen, das entspricht 25.000 Mal dem Empire State Building (331.000 Tonnen), 822.000 Mal dem Eiffelturm (10.100 Tonnen), 80.000.000 Blauwalen (ca. 104,5 Tonnen) und 1.000.000.000 Elefanten (ca. 7,5 Tonnen). Neun Prozent wurden wiederverwendet, 12 Prozent wurden verbrannt und die restlichen 79 Prozent landeten auf Deponien oder achtlos in der Umwelt. Das ist noch nicht alles: wenn man Forschern Glauben schenkt, soll die Anzahl des hergestellten Plastiks bis 2050 34 Milliarden Tonnen betragen. Das wäre ein Zuwachs von knapp 400 Prozent in beinahe der Hälfte der Zeit. Die Zahlen sind erschreckend und immer mehr Menschen fühlen sich in der Verantwortung, etwas zu ändern.
So hat sich der 25-jährige Niederländer Boyan Slat nach seinem Tauchurlaub, bei dem er mehr Plastik entdeckte als Meeresbewohner, das Ziel gesetzt, Plastik aus den Meeren zu fischen. Hierfür hat er mit 100 Wissenschaftlern die gemeinnützige Organisation The Ocean Cleanup gegründet und eine 600 Meter lange Röhre zu einem „U“ geformt. Diese wurde mit einem drei Meter langen Vorhang und einem Anker zur Stabilisierung versehen. Die Überlegung: das Plastik des Great Pacific Patch, dem größten Müllteppich zwischen Kalifornien und Hawaii, zusammen zu halten, um es später mit Schiffen abzutransportieren, wird seit Juni 2019 erfolgreich umgesetzt. Bis 2040 möchte The Ocean Cleanup 90 Prozent des treibenden Plastiks aus den Meeren entfernen.
Möglicherweise kann das gesammelte Plastik bei Coca Cola abgeliefert werden, denn der Großkonzern entwickelt derzeit eine neue Flasche, die aktuell aus 25 Prozent, 2023 aus 50 Prozent Meeresplastik bestehen soll. In Deutschland steht man dem Vorhaben verhalten gegenüber. Man verfüge hierzulande nicht über so viel Plastik aus den Meeren. Die Idee des Konzerns, Verpackungsmüll zu verwenden wurde gerade vom geschäftsführenden Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Verpackung und Umwelt (AGVU), Carl Dominik Klepper, kritisiert. Die in der gelben Tonne entsorgten Verpackungsmaterialien seien vielfach verschmutz. Weiter sind gerade die farbigen Verpackungen ein Problem. Diese erhalten beim Mischen eine unansehnliche braun-graue Farbe. Mich als Verbraucher stört es persönlich überhaupt nicht. Das Shampoo, dass in einer zu 100 Prozent recycelten Verpackung aus Plastik ist, gefällt mir, da kann ich über die leicht gräuliche Verpackung hinwegsehen. Bei Lebensmittel kann ich den Punkt eher verstehen, aber hat das berühmt berüchtigte Erfrischungsgetränk nicht auch eine bräunliche Farbe? Vielleicht ist es auch nur ein weiterer Punkt, der das Prinzip des „enhanced Recycling“ (übersetzt: erweitertes, verstärktes bzw. gehobenes Recycling), entgegensteht. Bei dem beschrieben Recycling wird das Plastik nacheinander in seine Einzelbestandteile zerlegt, gereinigt und wieder als neues Kunststoff zusammengesetzt. Im Grunde handelt es sich hierbei um eine weitere chemische Zersetzung eines Kunststoffproduktes, das nicht die beste Energiebilanz aufweist.
Doch Plastik ist nicht alles. Neben der PET- Flaschen setzen viele Unternehmen wieder vermehrt auf Glasflaschen. Nicht nur, dass der Geschmack und die Kohlensäure länger im Getränk bleibt, es macht auch optisch einfach mehr her. Wo wir gerade bei Design sind, haben Sie sich schon einmal überlegt, was sie mit Ihren alten Glasflaschen machen können? In den Hinterhöfen Hamburgs entstehen immer mehr Ideen, zum Nachmachen oder kaufen. So werden alte Weinflaschen zu Kerzenständer, kleine Limonadenflaschen zu verrückten Lampenkunstwerken oder als Aufbewahrungsräume für Nudeln, Reis und Gewürze, umgestaltet und verwendet.
Doch wie immer hat die Medaille auch eine Kehrseite. Viele Forscher warnen vor dem Plastiknetz von Herrn Boyan Slat und seinem Team. Durch das oberflächliche Abschöpfen des Plastikteppichs werden auch viele Organismen aus dem Meer entfernt, die der Anfang von Nahrungsketten sind. Weiterführend wird durch die Schiffe, die das Plastik abtransportieren, CO2 freigesetzt. Lars Gutow, Meeresbiologe vom Alfred-Wegener-Institut, dem Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, gibt auch zu bedenken, dass die Aufklärung ausgebaut werden sollte. Nichts ist schlimmer als der Gedanke: „Da ist schon jemand, der mein Plastik beseitig.“ Vielmehr sollte es Projekte für Kinder, Jugendliche und Erwachsene geben, die sich um das Plastik an der Küste kümmern, denn der Großteil bleibt genau dort. Und wenn man schon nicht an die Anderen denkt, dann doch wenigsten an seinen Urlaub, der in Zukunft wohl eher zwischen alten Zahnbürsten, Fischernetzen, Feuerzeugen und anderen Plastikteilen, als am Sandstrand stattfinden wird.