Umwelt & Nachhaltigkeit

Lichtverschmutzung als Gefahr für Mensch und Tier

Morgen ist Tag der Honigbiene, den wir mit einer weiteren Rekordernte unserer Großstadtbienen vom Dach der HanseMerkur feiern. Stolze 50,8 Kilogramm Honig konnte durch die Arbeit der fleißigen Bienen geerntet werden. Nach zwei so erfolgreichen Jahren zeigt sich, dass sich die Bienen, auch bei uns in der Stadt, sehr wohl fühlen.

Veröffentlicht von Marie Mävers am 14. August 2020

Die Kehrseite der Medaille darf anlässlich dieses Tages aber nicht vergessen werden. Im März diesen Jahres gab der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) bekannt, dass pro Tag etwa 150 Arten für immer von unserem Planeten verschwinden. Diese Zahl ist alarmierend, vor allem wenn man bedenkt, dass das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten fast 1.000 mal schneller voranschreitet, als die Entstehung neuer Arten. „Es ist das sechste große Artensterben in der Geschichte der Erde. Doch diesmal sind nicht Naturkatastrophen, sondern der Mensch die Ursache.“, erklärt Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger. Die Ursachen dafür sind vielfältig, sind aber größtenteils auf die Zerstörung von Lebensräumen und die Verschmutzung von Luft, Wasser und Boden zurückzuführen. Auch der WWF Deutschland (World Wide Fund For Nature) warnt vor dem größten Artensterben seit dem Ende der Dinosaurier-Zeit. Rund eine Million Arten könnten in den nächsten Jahrzehnten aussterben. Das zeigen auch die Zahlen der sogenannten Roten Liste: Von mehr als 112.000 untersuchten Arten werden mehr als 30.000 als gefährdet geführt.

Um dem Artensterben, insbesondere bei Vögeln und Insekten, entgegenzuwirken hat Bundesumweltministerin Svenja Schulze kürzlich einen Gesetzentwurf zum Insektenschutz vorgelegt. Die größten Pfeiler des Gesetzesentwurfes sind die Vergrößerung von pestizidfreien Flächen in der Landwirtschaft und dem Entgegenwirken der Lichtverschmutzung. Letzteres wird durch künstliche Beleuchtung in unserem nächtlichen Stadt- und Landschaftsbild hervorgerufen. Das künstliche Licht stört nicht nur den Biorhythmus von Säugetieren, sondern schadet auch vielen nachtaktiven Insekten. Die Lichtverschmutzung (aus dem engl. Light Pollution) bezeichnet folglich die Aufhellung des Nachthimmels durch künstliche Lichtquellen, deren Licht in der Atmosphäre gestreut wird. Häufig ist auch von Lichtsmog die Rede.

Der jährliche Zuwachs der Lichtverschmutzung beträgt in Deutschland schätzungsweise sechs Prozent und hat neben der unnötigen Energieverschwendung, negative Auswirkungen auf Natur und Umwelt. Dementsprechend wurde in dem Entwurf zum Insektenschutzgesetz berücksichtigt, dass sogenannte Himmelsscheinwerfer verboten werden sollen. Die oft zu Werbezwecken genutzten Lichtquellen sollen in der Hauptzeit des Vogelfluges im Frühjahr und Herbst, vom 1. Februar bis 30. Mai und vom 15. Juli bis 15. Dezember, von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang, verboten werden.

Dass die Lichtverschmutzung nur eine Auswirkung auf nachtaktive Insekten und Vögel hat, ist ein Trugschluss. Auch wir Menschen und andere Säugetiere, die die Dunkelheit der Nacht als Ruhepause nutzen, bringen durch die Aufhellung unserer Umwelt unseren Biorhythmus aus dem Gleichgewicht. Denn dieser wird von Säugetieren in Abhängigkeit des Lichts von bestimmten Hormonen, u.a. Melatonin, gesteuert. Zu viel künstliches Licht unterdrückt die Produktion dieses sogenannten „Schlafhormons“, wodurch die innere Uhr des Menschen gestört wird. Die Folge können starke Schlafstörungen sein – ein Krankheitsbild, dass in den letzten Jahren stark zugenommen hat.

Mit dem Verbot von Himmelsscheinwerfern ist es folglich nicht getan. Es wird weder zur Folge haben, dass wir in der Stadt wieder mehr Sterne am Himmel sehen, noch dass Vögel und Insekten sich in der Nacht orientieren können. Es ist aber ein Anfang, einer weiteren Verschmutzung durch uns Menschen entgegenzuwirken.

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