Umwelt & Nachhaltigkeit

Radfahren – heute, morgen und überhaupt

Heute am 3. Juni ist Europäischer Tag des Fahrrads. Seit 1998 macht er jährlich auf die zunehmenden Verkehrsprobleme durch motorisierte Fortbewegungsmittel aufmerksam und erinnert ans Fahrrad als umweltfreundliche und gesunde Alternative. Warum mir das schon vor drei Tagen klar wurde.

Veröffentlicht von Eike Benn am 3. Juni 2021

Heute ist also Europäischer Tag des Fahrrads. Einerseits freut mich das als Freund des Radfahrens. Andererseits komme ich bei solchen Tagen nicht umhin, zu denken: Und was ist morgen? Ist das Fahrrad dann wieder vergessen? Ähnlich verhält es sich zum Beispiel mit dem Muttertag oder Valentinstag. Heute Darling, morgen zurück zur Normalität? Ich finde das unglücklich.

Denn theoretisch ist natürlich jeder Tag ein Tag des Fahrrads. Ganz besonders galt das aber zufälligerweise für den 31. Mai 2021, also vor drei Tagen. Da war ich auf meinem Tutto Plus (ein bisschen anzugeben ist hoffentlich erlaubt) auf dem Weg zur Arbeit. Die Strecke führt in Hamburg von Barmbek-Nord vorbei am Stadtteil Dehnhaide, durch Mundsburg, an der Außenalster entlang bis zum Dammtor.

Die Hamburger Straße, eine zentrale Verkehrsader, war zwischen den U-Bahnhaltestellen Dehnhaide und Hamburger Straße in beide Richtungen voll gesperrt. Auch für Radfahrer. Wie ich später erfuhr waren der Grund umfangreiche Löscharbeiten aufgrund einer Explosion in einem dort befindlichen Bürogebäude.

An der Kreuzung vor der Sperrung nahm das Chaos seinen Lauf. Nichts ging mehr. Wütende Autofahrer hupten sich für die Misere gegenseitig die Schuld zu. Einer wendete auf einer Verkehrsinsel und brauste mit quietschenden Reifen davon. Ich kann den Autofahrern die Reaktion nicht verübeln, denn es muss sich angefühlt haben wie ein Montag aus der Klischeekiste.

Anders erging es einem knappen Dutzend Radfahrer und mir. Als wir feststellten, dass der Weg entlang der Hamburger Straße gesperrt und auch keine Umleitung ausgeschildert war, fuhr jemand auf der Suche nach einem Umweg los und die anderen hinterher. Heiterkeit kam auf, als unser unbekannter Anführer in eine Sackgasse einbog und wir uns kollektiv verfuhren. Unbeirrt ging es zurück auf die Hauptstraße und weiter Richtung Innenstadt. Ich kam pünktlich bei der Arbeit an. Die ganze Aktion hatte nicht mehr als fünf Minuten gekostet.

Mir hat das gezeigt, dass das Fahrrad in der Stadt an Flexibilität kaum zu überbieten ist. Statt Stress und Verspätung gab es Entspannung und Lacher. Dass auch das Auto seinen Zweck hat, zum Beispiel für größere Einkäufe oder längere Strecken oder Menschen, die körperlich eingeschränkt sind, will ich gar nicht anzweifeln. Aber Pendler, die mit dem Auto Strecken von weniger als zehn Kilometern zurücklegen, sollten vielleicht umsatteln. Und das nicht erst zum Europäischen Tag des Fahrrads im nächsten Jahr.

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