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Kultur

Das Mädchen aus dem Lager

Cecilia Klein ist eine bemerkenswerte Frau, die ihren Willen zum Leben nie verloren hat. Und das, obwohl es gewiss mehrere Stellen in ihrem Leben gegeben hat, in denen andere sich nur gewünscht hätten es wäre vorbei: Als Jugendliche Insassin eines Konzentrationslagers der Nationalsozialisten, als junge Frau Insassin im Gefangenenlager der Russen. Heather Morris lässt uns in ihrem Buch an einer Geschichte teilhaben, die quasi eine Fortsetzung ihres Spiegel-Beststellers „Der Tätowierer von Auschwitz“ ist.

Veröffentlicht von Pia Kracke am 14. Mai 2021

„Das Mädchen aus dem Lager“ ist ein Roman, der auf einer wahren Geschichte beruht und nicht ausgeschmückt worden ist. Die Geschichte von Cecilia Klein berührt und bewegt nachdrücklich. Mit gerade einmal 16 Jahren wird das Mädchen in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert und sieht ihre Mutter und ihre Schwester bei der (Aus)Musterung zum vermeintlich letzten Mal. Sie wird aufgrund ihrer Schönheit von den SS-Kommandanten von dem Rest der Insassen getrennt und lebt ein privilegierteres Leben – wenn man die Peinigungen und sexuellen Übergriffe des SS-Kommandanten sowie die abwertenden Blicke ihrer Mitinsassen außer Acht lässt. 

Das Mädchen entwickelt einen enormen Lebenswillen, lässt den Leser an ihren Gedanken an zu Hause teilhaben, bleibt ihrem Umfeld aber weiter verschlossen. Sie lernt schnell, dass zu viel erzählen ihr das Überleben noch schwerer macht. Ohne zu viel zu verraten: Die Aufgaben, die sie im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau unfreiwillig übernehmen muss, lassen die Russen glauben, sie sei eine Kollaborateurin. Sie wird im Juli 1945 mit weiteren Insassen ins Arbeitslager WorkutLag in Sibirien gebracht und verbringt dort über acht Jahre. Acht Jahre harte Arbeit, acht Jahre ständige Angst vor Übergriffen, acht unfassbar kalte Winter ohne wirklich gute Kleidung und acht Jahre, in denen sie Frauen kennenlernt, die ihr ans Herz wachsen. 

In dem Arbeitslager WorkutLag gibt es, ähnlich wie in dem Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, Baracken, in denen die Insassen unterkommen. Sie sind dafür verantwortlich, ihre Baracke sauber und ordentlich zu halten und den Aufsehern keinen Grund zur Beanstandung zu geben. Der Tag ist klar geregelt: Leichtes Frühstück, harte, erschöpfende Arbeit, schlafen und überleben. Immer wieder gibt es unvorstellbare Vorfälle, die mich an den Menschen und ihrer Menschlichkeit zweifeln lassen. Cecilia steigt auch hier durch ihre Art und Weise auf und wird zur Krankenschwester. Sie versorgt Menschen, die während ihrer Arbeit auf Grund von zu geringen Sicherheitsmaßnahmen oder Schwächeanfällen verunfallen. Sie ist sehr auf das Wohl der Menschen bedacht, die ihr etwas bedeuten und setzt sich für diese ein. So versucht sie ihre Position zu nutzen, um ihren Freundinnen zu helfen.

Ich möchte nicht zu viel erzählen, aber wie anfangs schon erwähnt ist dieses Buch eine Hommage an die Menschen, die die Kriegs- und Nachkriegszeit erlebt und überlebt haben. Die der Willkür der Nazis und später der Russen ausgeliefert waren, nur weil sie vermeintlich die falsche Religion, Herkunft oder Hautfarbe hatten. Lassen Sie sich von Cecilia Klein, ihrem Mut, ihrer Menschlichkeit, ihrem Lebenswillen und der Liebe, die sie trotz allem noch erleben konnte, faszinieren.

Das Mädchen aus dem Lager – Der lange weg der Cecilia Klein

Piper (03.08.2020), 464 Seiten, Klappenbroschur, ISBN 978-3-492-06229-9

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