Ethik & Gesellschaft

Die ABSEITS-Fibel

Sie wissen nicht, wie Sie mit einem obdachlosen Menschen umgehen sollen? Hingucken und lächeln oder lieber doch nicht, weil Sie denken, dass Sie ihm dann auch was geben müssen? Also gleich wegsehen. Im Zweifelsfall ist der ja auch gar nicht nüchtern. Außerdem muss der da ja nicht sitzen. Wir haben in Deutschland ja so ein gutes Sozialsystem und so viele Einrichtungen, da kann der ja hin. So oder ähnlich geht es morgens auf dem Weg zur Arbeit in vielen Köpfen zu. Licht in die dunklen Abgründe des Kopfkinos bringt derzeit Susanne Groth mit der ABSEITS-Fibel.

Veröffentlicht von Silke Hirschfeld am 21. Oktober 2020

Gerade haben wir die ABSEITS-Fibel in unserem CSR-Blog zur Verlosung ausgeschrieben, waren auch schon alle Exemplare vergriffen! Für uns der beste Beweis, dass das Nachschlagewerk des Leben im Abseits e.V. einen wichtigen Nerv getroffen hat: Wir sehen sie jeden Tag überall. Sie sind längst nicht mehr nur im Zentrum oder am Bahnhof, sondern auch in den Parks in den Randgebieten der Stadt. Wohnungslose Menschen, mal mehr, mal weniger sichtbar.

Wie gehen wir mit ihnen um? Wie sind sie überhaupt in die Situation gekommen? Und warum beantragen sie keine Hilfe? Wir haben Hemmungen sie anzulächeln, weil wir es unpassend finden. Sieht es nicht aus wie Arroganz – wo es uns gut geht und denen eben nicht? Wie kann man da lächeln?! Wirkt es nicht wie der blanke Hohn, wenn ich dem Mann an der Straßenecke ein Brötchen kaufe? Als würde das seine Situation verbessern! Und wenn ich ihm Geld gebe, kauft er dafür eh nur Alkohol. Es sind auch fast nur Männer ohne Wohnung. Frauen sieht man da kaum, denen passiert das wohl nicht so oft.

Rund um das Thema Obdachlosigkeit gibt es unglaublich viele Fragen und Trugschlüsse. Susanne Groth engagiert sich mit ihrem Verein Leben im Abseits e.V. dafür diese vielen offenen Fragen zu beantworten, um Barrieren abzubauen.

Für alle, die bei unserer Verlosung kein Exemplar mehr abbekommen haben, werden wir ab heute jeden Mittwoch einzelne Fragen aus der Fibel hier beantworten:

Was machen obdachlose Menschen im Winter?

Für obdachlose Menschen ist der Winter lebensgefährlich. Es kommt nicht selten vor, dass Menschen auf der Straße erfrieren. Bereits Temperaturen um den Gefrierpunkt können für sie schnell gefährlich werden, denn vom Leben auf der Straße ist ihr Körper geschwächt. Es sind aber nicht nur die Nächte, die für diese Menschen gefährlich sind, es kann auch tagsüber sehr kalt sein und für Menschen mit einem angegriffenen Immunsystem ist es schwierig, keine Aufwärmmöglichkeit zu haben oder zu Fuß die Wege zu den unterschiedlichen Tagesstätten zu bewältigen. Nicht nur der Kältetod ist eine Gefahr, denn auch Erfrierungen an Gliedmaßen, die zu Amputationen führen, sind lebensgefährlich.

Seit Januar 2019 hat Hamburg einen Kältebus. Der Kältebus der Alimaus ist in der Zeit von November bis April nachts auf Hamburgs Straßen im Einsatz. Die Mitarbeiter gehen telefonischen Hinweisen zu bedürftigen Personen nach, suchen die Menschen an ihren Schlafstellen auf, bieten den Transport in eine Notunterkunft an und verteilen Schlafsäcke, Isomatten und Decken gegen die Kälte.

Nächste Woche erklären wir, warum Sie auf Hamburgs Straßen so wenig Frauen sehen und was Jugendliche auf die Straße bringt. Wenn Ihnen das zu lang dauert, können Sie die ABSEITS-Fibel direkt beim Verein erwerben. Der Erlös in Höhe von EUR 4,90 fließt vollständig in den Sozialfonds.

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