Das Thema „Quotenfrau“ ist auch in der Politik gerade brandaktuell. Vergangenen Freitag hat sich in Berlin eine Arbeitsgruppe der Großen Koalition grundsätzlich auf ein Gesetz geeinigt: „Es soll eine 30-Prozent-Frauenquote in Aufsichtsräten von Unternehmen des Bundes eingeführt werden. In den Vorständen von börsennotierten und paritätisch mitbestimmten Unternehmen mit mehr als drei Mitgliedern soll bei einer Neubesetzung mindestens eine Frau sitzen.“ Die Details müssen noch in den Koalitionsspitzen und später im Kabinett verhandelt werden.
Der stern hat dieses viel diskutierte Thema zum Anlass genommen und die multimediale Kampagne „Ich bin eine Quotenfrau“ gestartet. Denn auch unter Frauen herrscht Uneinigkeit: „Wollen wir eine Quote sein? – Ist das nicht eine Form der Diskriminierung?“ Die 40 Frauen aus Spitzenpositionen sprechen sich einstimmig, geprägt von ihren unterschiedlichen Positionen und Ambitionen, für eine Quote aus und berichten von ihren Erfahrungen, was es bedeutet eine Quotenfrau zu sein. Sie sagen den Satz im Interview mit dem stern voller Selbstbewusstsein und Stolz, erklären aber auch, dass eine Enttabuisierung dieses Begriffs notwendig ist, denn Frauen in Spitzenpositionen sind immer noch eine Seltenheit in diesem Land.
Denn diese 40 Frauen, Spitzenmanagerinnen, Wissenschaftlerinnen, Schauspielerinnen, Politikerinnen und Sportlerinnen, haben etwas wichtiges gemeinsam: Sie sind bereits erfolgreich, sie sind Quotenfrauen. Auf ihren unterschiedlichen Wegen haben sie Steine in den Weg gelegt bekommen und alle auf ihre Weise Erfahrungen gemacht, was es heißt als Frau im Berufsleben erfolgreich zu sein. Sei es überhaupt in Führungspositionen zu kommen, die Quote im Aufsichtsrat zu erfüllen oder mit Kind und Familie in den Job zurückzukehren und Karriere zu machen.
Die Frauen bezeichnen sich gemeinschaftlich als Anhänger der Quote und dieser Konsens hat einen Grund: Leider bedarf es einer Quote, da es sonst zu lange dauern würde, bis eine größere Anzahl von Frauen in diese Positionen kommen, die letztendlich auch das System verändern würden. „Der Prozess der beruflichen Gleichstellung muss weiter aktiv mit einer Quote angekurbelt werden, damit unsere Töchter und Enkelinnen die gleichen Chancen wie unsere Söhne und Enkel haben werden.“, erklärt die Schauspielerin Marie Nassmann.
„Ich habe es nie als Makel empfunden eine Quotenfrau zu sein – auch wenn ich das im Aufsichtsrat von Adidas sicher gewesen bin. Wir sind in einer Veränderungsphase, voller komplexer Herausforderungen. Systeme werden nicht von denjenigen verändert, die sie geschaffen haben. Deshalb braucht es neue Einflüsse und Herangehensweisen für neue Problemstellungen, deshalb brauchen wir die Quote.“, bekräftigt auch Katja Kraus, Geschäftsführerin Jung von Matt/sports.
Auf der Beitragsseite des stern’s können Sie neben dem Hauptfilm auch die Einzelinterviews der 40 Frauen angucken.