Ethik & Gesellschaft
Weihnachten im Schuhkarton
Seit 22 Jahren leistet der Kreisverband Hamburg-Wandsbek des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Obdachlosenhilfe auf Augenhöhe in der Hansestadt. Immer montags und donnerstags wird in der Gustav-Adolf-Straße 88 ab 18.00 Uhr ein Bus von Ehrenamtlichen beladen, der ab 20.00 Uhr in der Mönckebergstraße vor Karstadt Station macht. Am 17. Dezember 2020 wurde dieser Termin für die Bedürftigen zur Weihnachtsfeier am Gerhart-Hauptmann-Platz. Meine Kollegin Silke Hirschfeld (Wichtel) und ich (Weihnachtsmann) packten im Lockdown mit Maskenpflicht und Abstandsregeln mit an.
Veröffentlicht von Heinz-Gerhard Wilkens am 21. Dezember 2020
Da es eine ganz besondere Versorgungstour sein sollte, wurden schon ab 15.00 Uhr beim Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Wandsbek/Marienthal gleich zwei Fahrzeuge bepackt. Ehrenamtliche schmierten Brote und Sandwiches mit adventlich Leckerem: Camembert und Preißebeeren, geräucherte Forelle, Ei mit Gurke und Mayonnaise. Dazu hatte Jola wunderbaren Zimtkuchen gebacken. Stollen wurden aufgeschnitten und in Tüten verpackt, Kaffee- und Teekannen befüllt, Kaltgetränke und sogar eine Krippe mit Figuren aus Knetmasse mit in die Innenstadt transportiert.
Zentral aber war auch hier die Bescherung. Am Ende konnten 105 Geschenketüten übergeben werden, darin je ein Paket mit Nützlichem und Süßen, getrennt nach Männern, Frauen und Obdachlosen mit Hund. Und all das hatten Ehrenamtliche sowie Freunde, Bekannte, Nachbarn und Kunden von Monika Kelting (74) liebevoll in Schuhkartons gepackt, weihnachtlich eingewickelt und teilweise mit rührenden Grüßen versehen. So wie Josefine Britz, die mit ihrem Freund in die Mö kam und vier Pakete – sogar mit Selbstgestricktem – direkt vor Ort übergab. Auch vier Männer kamen spontan an der Ausgabestation in der Innenstadt vorbei, um Schlafsäcke, Flaschen mit Desinfektionsmitteln und Wasser zu übergeben.
Die Übergabe der Tüte Glück in der zugigen, verwaisten und kalten Innenstadt, die im zweiten Lockdown noch unwirtlicher wirkte wie sonst schon, entschädigte dann aber für alle Arbeit im Vorwege. Es waren die kleinen Gespräche am Rande, das Lächeln und die Dankbarkeit angesichts einer Geste, die so etwas wie ein Festtagsgefühl aufkommen ließ. So erzählte uns u.a. eine Bedürftige von ihrem in diesem Jahr an einem Schlaganfall verstorbenen Mann und wie sie sich auf einen Hundewelpen freue, der wieder Sonne in ihr Leben bringen soll. Und immer wieder die Frage: „Seid Ihr Montag wieder da?“ Ja, die DRK-Obdachlosenhilfe ist und bleibt verlässlicher Partner auch kurz vor dem Heiligen Abend.
Die „Hamburger Morgenpost“ dokumentierte die Aktion für einen Bericht über die Corona-Helden 2020. Monika Kelting gehört definitiv dazu. Sie ist seit elf Jahren eine Bank für die Bedürftigen, die bei unseren Ausgabefahrten besonders froh sind, wenn“ Moni“ mit an Bord ist. Moni, die auch Ansprechpartnerin für so manches Problem jenseits der Ausgabe von Essen und Kleidung ist. Wenn man sie fragt, warum sie sich in ihrem Alter für die Menschen auf der Straße engagiert, zitiert sie gern die 2016 verstorbene Annemarie Dose, die Gründerin der Hamburger Tafel. „Ich bin Egoist und will, dass es mir besser geht“. Fröhliche Weihnachten!

Was Moni Kelting und ihr DRK-Team für die Schwächsten unserer reichen Gesellschaft leisten, ist absolut bewundernswert. Erst recht in diesen schwierigen Pandemie-Zeiten.
Danke liebe Moni und dem Team für Euren unermüdlichen Einsatz. Unsere Gesellschaft braucht EUCH!