In der Zeitschrift KIDS Aktuell schrieb Hannah im Herbst vor drei Jahren:
Ich finde Schwerbehindertenausweis ist nicht der richtige Name für meinen Ausweis. Ich stelle mir vor: Ich hab mir einen Schwer-in-Ordnung-Ausweis gekauft und jetzt stehe ich in Pinneberg an der Bushaltestelle und freue mich. Der Bus kommt, ich steige ein und zeige stolz meinen Ausweis vor. Zu Hause angekommen staunen Mama (Inge) und Papa (Kai) nicht schlecht, als ich plötzlich mit meinem Schwer-in-Ordnung-Ausweis vor ihnen stehe. Sie fragen verblüfft: „Was ist das denn?“ Ich sage stolz: „Mein neuer Schwer-in-Ordnung-Ausweis! Guckt euch den mal an!“ Beide im Chor: „Wow, cooles Teil!“ Ich sag: „Ja, nicht?“ Dann gibt es Abendbrot dann geht es ins Bett. Ich höre noch Lied 16 von der Band RADAU. Dann schlafe ich ein.
In der Begründung des Bundespräsidialamts für die Verdienstmedaille heißt es u.a.: „Sprache kann Mauern überwinden. Ihre (Hannahs) Initiative ließ aufhorchen und hat bundesweit eine Diskussion angestoßen, in der es nicht nur um eine neue Bezeichnung für einen Ausweis geht, sondern um einen veränderten Blick auf Menschen mit Behinderungen. In diese Debatten bringt sich Hannah Kisbye aktiv ein und vertritt ihre Interessen – ganz nach dem Grundsatz der UN-Behindertenrechtskonvention: „Nicht ohne uns über uns.“
Heute gibt es Hannahs „Schwer-in-Ordnung“-Ausweishüllen – die schon mehr als 10.000mal ausgegeben wurden – in neun Bundesländern. Die 17-Jährige besucht derzeit den Campus Uhlenhorst in Hamburg, eine Bildungseinrichtung für Jugendliche mit Lernbehinderung. Nach der Auszeichnung, die Hannah u.a. mit dem Charité-Virologen Christian Drosten und dem Pianisten Igor Levit aus der Hand des Bundespräsidenten entgegennahm, sagte Hannah: „Ich finde, dass alle Menschen schwer in Ordnung sind, egal, welche Besonderheiten sie haben.“
Titelbild: picture alliance / Michael Sohn