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Planetary Health Diet: Gesunde und nachhaltige Ernährung für alle
Wussten Sie schon, dass man mit einer speziellen Ernährung die Welt retten kann? Wenn nicht, seien Sie beruhigt – ich wusste es auch nicht. Bis ich auf meinen Streifzügen durch die Welt der vielfältigen Ernährungstrends auf einen Begriff gestoßen bin, der mich neugierig gemacht hat: Die „Planetary Health Diet“. Sie steht für eine gesunde und nachhaltige Ernährung, die sowohl der Menschheit als auch der Erde zugute kommt, sogar dann, wenn die Bevölkerungszahl auf 10 Milliarden angestiegen ist. Wie das geht? Das habe ich mich auch gefragt.
Veröffentlicht von Tanja Johannsen am 29. Juli 2021
Tatsächlich haben Wissenschaftler der EAT-Lancet-Kommission, einer Kooperation zwischen der norwegischen globalen Nichtregierungsorganisation EAT und einer der führenden medizinischen Fachzeitschriften „The Lancet“, einen Speiseplan entwickelt, der die Gesundheit des Menschen und des Planeten gleichermaßen schützt. Dazu sollte man wissen: Die Vision von EAT ist es, ein faires und nachhaltiges globales Ernährungssystem für gesunde Menschen und einen gesunden Planeten zu schaffen, das niemanden zurücklässt.
Der Kommission gehören 37 Wissenschaftler aus 16 Ländern mit verschiedenen Disziplinen an, darunter Experten für Gesundheit, Ernährung, Nachhaltigkeit, Wirtschaft, Politik und Landwirtschaft. Ihr Ziel war es, eine wissenschaftliche Grundlage für eine Transformation des globalen Ernährungssystems zu schaffen. Und angesichts der wachsenden Bevölkerungszahl und den endlichen Ressourcen der Erde ist dies auch dringend nötig.
Auf Grundlage des Konzepts zum „Planetary Health Report“ aus dem Jahr 2015, der Zusammenhänge zwischen Umwelt- und Gesundheitsschäden aufzeigt, baute die EAT-Lancet-Kommission die „Planetary Health Diet“ auf. Damit unterstreicht sie nicht nur die Rolle der Ernährung im Hinblick auf menschliche Gesundheit und ökologischer Nachhaltigkeit, sondern weist auch auf die Notwendigkeit hin, dass diese beiden Aspekte im Sinne einer globalen Agenda zusammen betrachtet werden müssen. Denn um die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN sowie das Pariser Klimaabkommen einzuhalten, müssen wir unser Ernährungssystem grundlegend verändern.
Die „Planetary Health Diet“, die im Januar 2019 vorgestellt wurde, liefert in diesem Sinne einen allgemeingültigen Referenzrahmen für eine gesunde und umweltgerechte Ernährungsweise. Der Speiseplan der Zukunft bezieht sich auf eine tägliche Energieaufnahme von 2.500 Kilokalorien und verspricht bis zum Jahr 2050 etwa 10 Milliarden Menschen auf der Welt gesund zu ernähren, ohne den Planeten zu zerstören. Konkret sieht er wie folgt aus:
Der Plan basiert auf anerkannten Ernährungsempfehlungen, Ergebnissen der Gesundheitsforschung sowie umfassender Literaturrecherche. Die Ernährungsweise der Zukunft basiert demnach größtenteils auf Obst und Gemüse, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen und ungesättigten Fetten. Ergänzt wird er durch kleine Mengen an Fisch und Meeresfrüchten sowie Geflügel. Stärkereiche Gemüsearten wie Kartoffeln und Maniok, Milchprodukte, rotes Fleisch, Zucker und gesättigte Fette spielen dabei keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielen. Um die „Planetary Health Diet“ für jeden Menschen, für alle Ernährungsstile sowie kulturellen Traditionen und individuellen Vorlieben umsetzbar zu machen, wurden für viele Lebensmittel umwelt- und gesundheitsverträgliche Spannen angegeben. Ein Speiseplan, der das universelle Heilmittel für uns unseren Lebensraum sein soll.
Knackpunkte: Lebensmittelerzeugung und Lebensmittelabfälle
Allerdings gehören zu diesem Heilmittel noch zwei weitere Aspekte, die nicht zu vernachlässigen sind. Zum einen die Lebensmittelerzeugung. Parallel zur „Planetary Health Diet“ formulierte die EAT-Lancet-Kommission auch wissenschaftliche Ziele, um die empfohlenen Lebensmittelmengen innerhalb der planetaren Grenzen, also der ökologischen Belastungsgrenzen der Erde, produzieren zu können. Diese Ziele beziehen sich auf sechs Faktoren, von denen unsere Lebensmittelproduktion abhängt: Wasser, Land, biologische Vielfalt, Klima, Stickstoff und Phosphor. Zusammenfassend setzt demnach eine nachhaltige Lebensmittelproduktion voraus, dass die Landnutzung nicht ausgeweitet, die existierende biologische Vielfalt erhalten, der Wasserverbrauch reduziert und verantwortungsvoll mit Wasser umgegangen wird, sowie die Schadstoffbelastungen durch Stickstoff und Phosphor erheblich eingeschränkt, die CO2-Emissionen auf Null gesenkt und keine weitere Zunahme der Emissionen von Methan und Stickoxiden verursacht werden.
Der zweite Aspekt bezieht sich auf die Reduktion von Lebensmittelabfällen. Auf Grundlage von Modellberechnungen kamen die Wissenschaftler der EAT-Lancet-Kommission zu dem Ergebnis, dass die „Planetary Health Diet“ und die definierten Ziele für eine nachhaltige Lebensmittelerzeugung nur dann innerhalb der planetaren Grenzen bleiben, wenn gleichzeitig die Lebensmittelabfälle halbiert werden.
Ja, die für die Zukunft so wichtige globale Ernährungswende ist ein komplexes System. Und wir dürfen nicht vergessen: Es ist ein Modell, das sich sicherlich nicht kurzfristig in die Praxis umsetzen lässt. Angesichts unseres globalen Systems wird es ohne festen Willen von Politik und Wirtschaft wohl nicht gehen. Dennoch versteht die EAT-Lancet-Kommission ihre Ergebnisse und Vorschläge als Handlungsrahmen für alle Länder der Erde und hat fünf Strategieansätze entwickelt, die sich sofort umsetzen lassen und zum Gelingen der Ernährungswende beitragen könnten:
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- Gesündere Ernährung fördern: u.a. bessere Verfügbarkeit und Zugang zu gesunden Lebensmitteln, die auch erschwinglich sind, strengere Vorgaben für Lebensmittelsicherheit, Förderung des Einkaufs aus nachhaltigen Quellen
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- Qualität und Vielfalt statt Quantität in der Landwirtschaft
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- Landwirtschaft nachhaltig intensivieren: u.a. Investition in ökologische Landwirtschaft
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- Strengere Vorgaben für die Nutzung von Land und Meer
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- Lebensmittelabfälle halbieren
Ich werde zunächst einmal bei mir selbst anfangen und mich auf das Experiment „Planetary Health Diet“ einlassen. Wie weit komme ich wohl mit so einem Speiseplan? Das werde ich den August über testen und Ihnen in den kommenden Wochen an jedem Donnerstag über meine Erfahrungen – inklusive Rezept – berichten. Ich freue mich, wenn Sie dabei sind.
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