Sport & Gesundheit
Zeit der Maulbeeren – Ein Raum zum Ausruhen für krebskranke Frauen
Die Schauspielerin und Autorin Renan Demirkan machte uns als Kundin unserer Krankenversicherung auf ein Projekt aufmerksam, das sie vor zwei Jahren im Rhein-Sieg-Kreis für krebskranke Frauen als kostenlose Auszeit initiiert hat. Wir sprachen mit der Grimme-Preisträgerin über ihre Initiative.
Veröffentlicht von Heinz-Gerhard Wilkens am 17. April 2019
HanseMerkur (HM): Frau Demirkan, mit „Zeit der Maulbeeren“ haben Sie im April 2017 im Windecker Wald ein psychoonkologisches Retreat geschaffen. Wie kam es dazu?
Demirkan: Ich selber bin 2013 an Brustkrebs erkrankt. Ich habe festgestellt, dass psychoonkologische Betreuung dringend notwendig ist und bundesweit ausgebaut werden muss. Und das nicht nur für die Patientin, sondern auch für die Familienangehörigen. Denn die Diagnose „Krebs“, diese fünf Buchstaben, sind wie eine Begegnung mit der Abrissbirne Gottes. Viele Frauen realisieren das damit ausgelöste Trauma zunächst noch nicht. Ich merkte, dass ich als Künstlerin nicht mehr funktionierte. Ich war als Autorin nicht mehr in der Lage, Texte zu schreiben. Da realisierte ich, in welchem Paralleluniversum ich mich bewegte.
Daraufhin habe ich Schreibwerkstätten mit Krebspatientinnen in der Rehaklinik in Wyk auf Föhr gegründet, zu denen auch noch ein Buch erscheinen wird. Das Verschriftlichen der eigenen Geschichte macht etwas mit einem, transformiert das Erfahrene auf eine andere Ebene. Das Ergebnis: alle Frauen waren trauma-tisiert, hatten Angst, wieder nach Hause zu gehen und funktionieren zu müssen. Besonders bedürftige Frauen verfügen nicht über die Mittel, sich eine Auszeit leisten zu können. Zudem wird nach der Diagnose Krebs mindestens ein Drittel der Frauen von ihrem Partner verlassen. Sie kehren also als Alleinerziehende mit Trauma und ohne finanzielle Ressourcen in den Alltag zurück. Da war mir klar, ich musste etwas für diese Frauen tun. Meine Mutter, die als Dauererschöpfte 2005 an Leukämie verstarb, hat immer gesagt: „Ich suche einen Ort, wo ich meinen Kopf niederlegen kann.“ An diesen Ort hatte ich mich nach dem Tod meiner Mutter selbst sieben Jahre lang mit schweren Depressionen zurückgezogen. Da ich weiß, dass es ein wunderbarer, heilender Raum ist, wo alle Sinne gleichzeitig zur Ruhe kommen, freue ich mich, ihn jetzt betroffenen Frauen kostenfrei anzubieten in einer Umgebung, wo sie „zu sich kommen“. Wo sie Sinne, Gefühle und Kräfte reaktivieren können.
HM: Wie finanzieren Sie das Projekt?
Demirkan: Ich werde unterstützt von Prof. Dr. Josef Beuth vom Institut für Naturheilverfahren in Köln sowie vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen. Aber natürlich wird der Löwenanteil der Kosten aus Spenden finanziert. Das Häuschen im Windecker Wald steht unter der Schirmherrschaft der Krebsgesellschaft NRW. Mein Projekt soll Modellcharakter haben. Schließlich könnte doch jeder, der eine Ferienwohnung besitzt, Betroffenen ein ähnliches Angebot machen.
HM: Wie kam es zu dem Projektnamen „Zeit der Maulbeeren“?
Demirkan: In fast jeder meiner Geschichten, Theaterprogramme und Bücher kommt dieser Baum vor, so auch in „Septembertee oder das geliehene Leben“. Bevor ich mit 7 Jahren aus Ankara nach Deutschland kam, wurde ich als erstgeborene Tochter oft zu meinen Großeltern auf ein Dorf in Anatolien geschickt. Die Frau am Herd, der Mann in seine Koranstudien vertieft; da war ich oft allein. Vor dem Flachdach-Lehmbau meiner Großeltern stand auf der abschüssigen Wiese zum Fluss ein riesengroßer Maulbeerbaum, der mir im heißen Sommer Schatten spendete. Mein damaliger Kinderfreund hieß Ahmed, der 300m weiter unter einem Quittenbaum saß. Ihn habe ich 2005 bei der Beerdigung meiner Mutter wiedergesehen. Als ich die Immobilie in Windeck erstmalig besuchte, gehörte das Flachdach-Wochenendhaus einem Professor türkischer Herkunft. Als ich den Maulbeerbaum davor sah, schossen mir die Tränen in die Augen. Das war für mich ein Zeichen, das Haus zu kaufen. Albert Camus sagte einst: „Das Auge findet, was das Herz sucht“.
Weitere Informationen unter www.zeit-der-maulbeeren.de
Die spendenfinanzierte Initiative freut sich übrigens über Zuwendungen an:
Zeit der Maulbeeren gUG-haftungsbeschränkt
Kreissparkasse Köln
IBAN: DE70 3705 0299 0049 0054 93
BIC: COKSDE33XXX
Einen Antrag auf eine dreiwöchige Auszeit unter können Sie hier stellen.
Hallo, mit dem Antrag auf eine dreiwöchige Auszeit hat es leider nicht geklappt. Ich hatte Brustkrebs 2013 und 2018 und jetzt eine schwere Stufe von Lychen. Ich führe keine gute Ehe und komme aus dieser Situation nicht heraus lt. Anwältin und Wohnungsgesellschaft. Mein Mann hat Pflegegrad 2 und kümmer mich um alles alleine und bin am Ende meiner Kräfte. Meine Kinder wohnen weit entfernt von mir. Ich weiß einfach nicht mehr weiter und habe Angst. Ich bin zwar in psychologischer Behandlung, aber was das alles betrifft kann sie mir auch nicht weiterhelfen.
Ich bin seit 2015 EU Rentnerin und somit auch kein großes Einkommen.
Bloß gut das ich meinen kleinen Hund habe.
Ich würde mich freuen von Ihnen zu hören.
Mfg Sabine