Die Zahl ist hoch, beeindruckend und verstörend zugleich: über 235 Millionen Menschen auf der Welt benötigen aktuell humanitäre Hilfe. Rund 35 Milliarden US-Dollar sind notwendig, um diese Hilfe leisten und gleichzeitig Abhilfe schaffen zu können. Zum Vergleich: Vor über 20 Jahren wurde der globale Finanzierungsbedarf für humanitäre Hilfe auf 1,9 Mrd. US-Dollar geschätzt. Und es leider keine Besserung in Sicht: Die Bilder der Flüchtenden aus Afghanistan sind omnipräsent; auch das Erdbeben auf Haiti verschlechtert die Situation des ohnehin armen Landes. Haiti zählt zu den 40 ärmsten Ländern nach Armutsquote – also Anteil der Personen, die in absoluter Armut leben und unter 1,90 US-Dollar pro Tag zur Verfügung haben.
Covid-19 verschärft Situation
Doch nicht ausschließlich Erdbeben und Flutkatastrophen verschlechtern die humanitäre Lage: Sicher ist der Klimawandel einer der Punkte, die unabdingbar angegangen werden müssen. Doch auch Punkte wie Ungleichheit und Gewaltkonflikte sind Treiber, die Länder – oder besser deren Bürger – in Armut und Verzweiflung treiben. Oft gewollt: Politische und wirtschaftliche Gründe stehen hier im Vordergrund. Das ist im besonderen Sinne verwunderlich, soll doch die Globale Agenda 2030 unter dem Motto „Leave no one behind“ dazu führen, dass der globale Hunger 2030 beendet ist. Doch nicht nur Covid-19 hat dazu geführt, dass sich die Situation weiter verschärft hat. So sind laut UN-Bericht im vergangenen Jahr rund ein Zehntel der Weltbevölkerung unterernährt. 811 Millionen Menschen – darunter viele Kinder – bekommen als nicht genug zu Essen. Ob sich das in den nächsten neun Jahren ändert bzw. laut Agenda dann Vergangenheit ist, darf bezweifelt werden. Denn die Herausforderungen wachsen täglich.
Was kann MUSS getan werden
Der UN-Bericht hält natürlich auch Lösungen und Empfehlungen bereit, um diese missliche Lage vielleicht nicht sofort zu beenden, aber auf jeden Fall einzudämmen. Denn unabhängig von einer Umgestaltung der Ernährungssysteme sollten Punkte wie eine Erhöhung der Klimaresilienz im gesamten Nahrungssystem oder auch humanitäre, entwicklungspolitische und friedensfördernde Maßnahmen insbesondere in Konfliktgebieten die Regierungen dazu auffordern, zu handeln. Und da schließt sich der Bogen zwischen Hunger und Konfliktgebieten: Denn das eine schließt das andere nicht nur NICHT aus, sondern beeinflusst oder beschleunigt sogar noch Punkte wie Armut, Hunger, Unterdrückung.
Was jeder tun kann
Entgegen dieser negativen Entwicklung steht die ungebrochene Unterstützung der Bevölkerung. Beispiel Haiti: Nach dem verheerenden Erdbeben sind die weltweite Solidarität und Hilfe ungebrochen. So hilft UNICEF den Kindern im Krisengebiet; Sportprofis spenden Preisgelder, Ärzte ohne Grenzen versorgen Opfer – um nur einige Beispiele zu nennen. Die Solidarität und Hilfsbereitschaft der Menschen, die helfen wollen, ist zum Glück ungebrochen. Das gilt übrigens auch, wenn es um Hilfe für nationale Katastrophen geht: So kamen für die Opfer der Flutkatastrophe in Deutschland bisher eine halbe Milliarde Euro zusammen – mehr als je zuvor bei einem innerdeutschen Katastrophenereignis. Und das ist die positive Nachricht, die Mut macht: Denn wenn Politiker und Regierungen es nicht schaffen, Katastrophen entgegenzuwirken, helfen sich Menschen untereinander – regional und grenzüberschreitend gleichermaßen. Es gibt also Hoffnung.