Ethik & Gesellschaft

Nobelpreis für Hamburger Klimaforscher

Späte Genugtuung für einen Wissenschaftler, der als erster vor dem menschengemachten globalen Klimawandel gewarnt hat: in einer Studie aus dem Jahre 1995. Jetzt erhielt er dafür – kurz vor seinem 90. Geburtstag – als sechster Deutscher seit 1901, den Physik-Nobelpreis für seine „bahnbrechen-den Beiträge zu unserem Verständnis komplexer physikalischer Systeme“.

Veröffentlicht von Heinz-Gerhard Wilkens am 15. Oktober 2021

Prof. Klaus Hasselmann war vom 1975 bis 1999 Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie und stand so auch dem Klimarechenzentrum vor. Schon 1988 sagte der Klimaforscher, der auch im Schiffbau und der Ozeanografie arbeitete, wo er sich u.a. mit der Modellierung des Seegangs beschäftigte: „In 30 bis 100 Jahren, je nachdem, wieviel fossiles Brennmaterial wir verbrauchen, wird auf uns eine ganz erhebliche Klimaänderung zukommen. Wir müssen vor allem versuchen, mit Öl und Kohle sparsam umzugehen, denn das Kohlendioxid ist wesentlich an der Treibhauswirkung schuld.“

Foto: J.j.Guilleu/EFE/dpa

Der am 25. Oktober 1931 in Hamburg geborene Physiker wuchs in England auf, wohin seine Familie nach der Machtergreifung der Nazis übergesiedelt war. Erst mit 18 Jahren kehrte Hasselmann in die Hansestadt zurück. An der Elbe und in Göttingen studierte er Physik und Mathematik. Der Pionier der computerba-sierten Klimamodellierung hat erstmals mit einem großen Hamburger Team Atmosphäre und Ozeane als komplexe Systeme zusammengedacht und so die Fächer Ozeanografie, Meteorologie und Geologie zu einem modernen Klimaverständnis zusammengeführt. Von diesen Klimamodellen profitiert die internationale Forschungscommunity bis heute, etwa für Bewertungen und Berichte des Weltklimarats IPCC. So ist es nicht verwunderlich, dass auch der heutige Klimaforscher und Leiter der Abteilung Maritime Meteorologie am Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel, Mojib Latif, bei Hasselmann als Doktorant arbeitete.

Die Max-Planck-Gesellschaft schrieb zur Einordnung der Arbeiten des Hamburger Wissenschaftlers: „Klaus Hasselmann hat unter anderem ein Modell entwickelt, wie kurzfristige Wetterphänomene und langfristige Entwicklungen des Klimas zusammenhängen, wie also etwa die schnellen Temperaturschwankungen der Atmosphäre die langfristige Veränderung der Ozeantemperatur beeinflussen. Er lieferte so Belege, warum Klimamodelle trotz kurzfristiger Wetterschwankungen zuverlässige Vorhersagen liefern können. Auf diese Weise wies er gemeinsam mit anderen Forschenden den Zusammenhang zwischen dem Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre und der Erderwärmung nach.“ In der Pressemitteilung der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften klingt das so: „Klaus Hasselmann created a model that links together weather and climate, thus answering the question of why climate models can be reliable despite weather being changeable and chaotic.”

In einem Interview mit dem Hamburger Abendblatt sagte der frischgekürte Physik-Nobelpreisträger: „Ich bin froh, dass es Fridays for Future gibt und dass sich die jungen Leute so stark für den Klimaschutz engagieren. Die Politik sollte früher auf die Wissenschaft hören.“

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