Ethik & Gesellschaft

Bürgerpreis 2018 „Miteinander in Hamburg-Mitte“

Am Sonntag ging es für einige engagierte Bürger in Hamburg hoch hinaus – und das im doppelten Sinne. Denn in der Elbkuppel im Hotel Hafen Hamburg verlieh die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte zum zwölften Mal den Bürgerpreis „Miteinander in Hamburg-Mitte“.

Veröffentlicht von Silke Hirschfeld am 13. November 2018

Trotz des Hamburger Schmuddelwetters und des ungnädigen Termins – sonntags um 11.00 Uhr – war in der Elbkuppel mit Blick auf den Hafen jeder Platz belegt und das aus gutem Grund.

45 Vorschläge waren der Bezirksversammlung zuvor eingereicht worden. Vorschläge, in denen Menschen und Gruppen beschrieben wurden, die sich in einer ganz besonderen Weise und mit großen Einsatz für ein Miteinander in Hamburgs Mitte einsetzen. Nicht, weil sie dafür Geld bekommen, sondern weil sie finden, dass Helfen glücklich macht – und weil es einfach eine Menge zu tun gibt. Hamburg Mitte, der Bezirk mit 175 verschiedenen Nationen, der so gerne als sozialschwach bezeichnet wird. „Hamburg Mitte mag wirtschaftlich schwach sein, aber sozial stark. Und es wird Zeit, dass die Medien aufhören, dies miteinander zu verwechseln.“, betonte Bezirksamtsleiter Falko Droßmann in seiner Rede.

Platz 1 des diesjährigen Bürgerpreises ging an das Gymnasium Finkenwerder. Eine Gruppe engagierter Schüler hat die Anti-Rassismus AG gegründet und im Rahmen einer Projektarbeit einen Film gedreht, in dem Gäste des Harburger Cafés Refugio und die 93-jährige Esther Bejerano zu Wort kommen und sich zu Themen wie Flucht, Heimat und Rassismus äußern. Alle wissen, wovon sie sprechen, denn auch Bejerano war auf der Flucht und hat nur durch Glück und der einfachen Tatsache, dass sie Akkordeon spielen konnte, das Konzentrationslager Auschwitz überlebt. Der Film trägt den passenden Titel „Andere Zeiten. Gleiche Fehler?“

Den zweiten Platz erhielt Armina Awudu-Denteh aus Ghana. Sie ist Christin, ihr Mann – ebenfalls Ghanese – ist Moslem. Ein Paar, das allen beweist, wie gut interreligiöser Dialog funktionieren kann und dabei auch den offenen Austausch außerhalb der Familie sucht. Ihre drei Kinder können übrigens selbst bestimmen, für welche Religion sie sich einmal entscheiden.

Zwei dritte Plätze wurden in diesem Jahr vergeben. Der eine ging an die Flüchtlingshilfe HafenCity e.V., die mit ihrem „Hexhaus“ einen Ort des Austauschs und der Teilhabe bieten und damit vorbildliche Integrationsarbeit leisten.

Ebenfalls den dritten Platz belegte Susanne Groth mit ihrem Team vom Leben im Abseits e. V. Der Verein, über den wir bereits in diesem Blog berichtet haben, leistet wertvolle Öffentlichkeitsarbeit zum Tabuthema Obdachlosigkeit. Damit rückt sie nicht nur die Menschen in den Mittelpunkt, die die meisten in unserer Gesellschaft lieber übersehen, sondern vernetzt auch die Initiativen, die sich seit vielen Jahren um Obdachlose, Wohnungslose und Bedürftige kümmern, sei es durch warme Mahlzeiten, Kleiderkammern oder vor allem dadurch, dass sie ihnen Aufmerksamkeit schenken. In dem Bemühen um Akzeptanz und Toleranz legt Groth besonderen Wert auf die Arbeit an Schulen, um insbesondere den jungen Menschen von Anfang an die Vorbehalte zu nehmen. Unterstützt wird sie bei alledem tatkräftig von den beherzten Beamten der Davidwache, denen sie bei der Preisverleihung ihren ganz besonderen Dank aussprach.

Besonders gefreut haben wir uns natürlich auch noch über die Verleihung des Ehrenpreises an Peter Schuldt, dem Chorleiter von GospelTrain der Goetheschule in Hamburg Harburg. Seit vielen Jahren begleiten wir ihn und seine Sängerinnen und Sänger, die aus über 30 Nationen stammen. Mit seiner Arbeit kitzelt er nicht nur das wahre Können aus den Kids, die vorher selbst noch nichts von ihrem Talent wussten, sondern fördert Werte, wie Gemeinschaft, Rücksicht, Toleranz und vor allem den interkulturellen Austausch. „Die vielen verschiedenen Nationen sind für den Chor kein Hindernis, sondern eine Bereicherung.“, sagte er im Rahmen der Preisverleihung. Der Chor ist übrigens so gut, dass wir mittlerweile die vierte CD mit dem schönen Titel „Seelenfutter“ mit unterstützt haben, die es ab sofort im Handel gibt.

Wir freuen uns mit den Gewinnern der diesjährigen Preisausschreibung und sagen „Danke“ für so viel ehrenamtliches Engagement!

Für die tollen Fotos bedanken wir uns übrigens bei Burkhard Kunoth, der eigentlich wegen Peter Schuldt da war, sich aber nicht zweimal bitten ließ, uns mit tollem Bildmaterial zu unterstützen.

Die Gewinner: Gymnasium Finkenwerder
Der zweite Preis für Armina und ihr interkulturelles Engagement
Platz 3 für die Flüchtlingshilfe HafenCity…
…und Susanne Groth mit ihrem Team vom Abseits e. V.,…
..die sich vor allem bei den Beamten der Davidwache für deren unermüdliche Unterstützung bedankte.
Der Ehrenpreis für Peter Schuldt…
…der bei Veranstaltungsbeginn noch nichts von seinem Glück ahnte.
Musikalische Unterstützung gab es von den Jungs von “Kabel-Jo”
Maritimer geht eine Preisverleihung kaum

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