Kennen Sie die Geschichte des HanseMerkur Preises für Kinderschutz? Das Eintreten für die Rechte und Anliegen von Kindern und Familien ging 1979 aus einem Gesundheitssymposium im UNO-Jahr des Kindes und einer anschließend durch uns geförderten Studie von Prof. Dr. Hedwig Wallis zur Bedeutung des „Rooming-in“, also der durchgehenden Anwesenheit der Eltern für die schnellere Genesung von Kindern bei stationärem Krankenhausaufenthalt, hervor. Die Ergebnisse mündeten nicht nur in die alljährliche Ausschreibung des Sozialpreises, sondern auch in die flankierende Entwicklung eines „Mutter-und-Kind-Tarifs“, den wir seinerzeit als erster Krankenversicherer auf den Markt brachten.
Die Initiative, die wir Ihnen heute vorstellen, hat exakt die gleichen Wurzeln! Das Team hat sich die Verbesserung von Heilungschancen schwerkranker Kinder zur Aufgabe gemacht. Und wer kennt das nicht: Das geht am besten, wenn Mama und Papa in der Nähe sind – und vor allem auch die Geschwister. Das die Situation für alle Beteiligten nicht einfach ist, liegt da auf der Hand. Gerade der große oder kleine Bruder, die ältere oder jüngere Schwester eines schwerkranken Kindes bekommen neben den eigenen Sorgen, Ängsten und Gefühlen auch die Nöte der Eltern mit. Sie stecken dabei oft über lange Zeiträume zurück, um nicht zusätzlich zu belasten. Tatsächlich kommen sie so am Ende zu kurz. Das prägt, und genau deshalb sorgt die Initiative mit ihrem Unterstützungsprojekt für einen Freiraum, in dem sich die gesunden Geschwister entfalten können. Neben Spiel- und Kreativangeboten werden beispielsweise auch Hausaufgabenbetreuung oder begleitende therapeutische Unterstützung angeboten.
Von 211 kleinen Patienten nahmen rund 1.500 Geschwister im vergangenen Jahr dieses Angebot an. Ein großartiger Einsatz des Teams aus Mitarbeitern, ehrenamtlich tätigen Rentnern und Bundesfreiwilligen.
Die Initiative macht aber noch mehr: Sie bietet Eltern und Geschwistern über kurze oder auch lange Zeit ein zweites Zuhause, um besonders nah am schwerkranken Kind zu sein. Das ist möglich, weil sie an ein Kinderklinikum angeschlossen ist. Für den Aufenthalt stehen Zimmer oder auch ganze Appartements zur Verfügung, was längere Aufenthalte möglich macht. Eine Mitarbeiterin erzählte uns, dass der längste Aufenthalt einer Familie bisher bei 2,5 Jahren liegt. Die Eltern haben Gelegenheit sich entweder dort autark zu versorgen oder auch in der Gemeinschaftsküche. Das Schöne ist: Sie werden nicht bedrängt, sich mitzuteilen oder zu beteiligen. Aber sie werden von den Mitarbeitern der Einrichtung angesprochen und aufgefangen, wenn die Betroffenheit sichtbar und spürbar ist.
Aktuell ist die Initiative dabei, sich mit einem Neubau zu vergrößern, um noch mehr Möglichkeiten zu bieten. Wir haben bereits erste Skizzen gesehen und es wird ein offenes, lichtdurchflutetes und warmes Gebäude werden. Was wir besonders toll finden: Bei der Gestaltung des Neubaus wurden Workshops mit allen Beteiligten gemacht – vom Therapeuten bis zur Reinigungskraft. Und es wurden Kinder befragt, was ihnen an einem Gebäude wichtig ist. So zum Beispiel Glaswände auf Kinderaugenhöhe, denn was uns allen vielleicht gar nicht bewusst war: Alles was Ecken hat oder wo es um die Ecken, geht macht Kindern tendenziell eher Angst.
Ahnen Sie vielleicht schon, um wen es hier heute geht? – Nun ja, Sie wissen, wir dürfen es nicht verraten. Aber nach einer intensiven Woche mit tieferen Einblicken in die verschiedenen Institutionen sind wir gespannt, wer in diesem Jahr den HanseMerkur Preis für Kinderschutz erhält. Und wir wissen: Sie sicherlich auch.
