Ethik & Gesellschaft
Gassi gehen mit dem (digitalen) Blindenhund
Was haben ein Geländerollator, ein fahrerloses Fahrzeug und ein Führhund gemeinsam? Diese Dinge werden im „Shared Guide Dog“ vereint und richtet sich an blinde Menschen, die keinen Blindenhund haben, aber trotzdem auf die Vorteile eines (tierischen) Begleiters nicht verzichten wollen.
Veröffentlicht von Lars Wöhrmann am 30. Juni 2022
Rund eine Million blinde und sehbehinderte Menschen gibt es in Deutschland. Dem gegenüber stehen rund 2.500 Blindenhunde. Neben der Verfügbarkeit gibt es eine weitere Hürde: Ein gut ausgebildetes Tier aus guter Zucht kostet rund 30.000 Euro – unabhängig davon möchte nicht jeder Mensch mit Sehbeeinträchtigung Hundebesitzer werden. Der „Shared Dog Guide“ soll diese Probleme lösen; immerhin soll er nur ein Drittel gegenüber den oben genannten Summe kosten.
Der digitale Blindenhund der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg (HAW) wird seit rund zwei Jahren entwickelt. Basis ist ein Geländerollator, der neben einem elektronischen Antrieb über Sensoren verfügt. So kann der elektrische Freund auch bei plötzlich auftretenden Hindernissen – wie etwa spielende Kinder – automatisch abbremsen. Eine weitere technische Hilfe ist das GPS, womit der Shared Guide Dog nicht auf herkömmlichen Straßen, sondern auch auf Parkwegen funktionieren soll. Da das GPS beispielsweise neben hohen Gebäuden nicht optimal funktioniert, gibt es eine Lösung durch Smartphones in Verbindung mit speziellen Karten für Sehbehinderte, die einer fehlerfreien Navigation schon relativ nahekommt.
Ziel nach Ablauf der Projektphase, die bis Ende 2023 läuft, ist es, dass der digitale Blindenhund ähnlich wie Sharing-Fahrräder an Plätzen wie Bahnhöfen, Krankenhäusern oder auch Seniorenresidenzen zur Verfügung steht und ältere und sehbehinderte Menschen zu mehr Eigenständigkeit verhilft. Ein spannendes Projekt, das wir gern weiter für Sie im Blick behalten!
Foto: HAW Hamburg