Am Mittwoch lud die Handelskammer Hamburg rund 500 Gäste in den Börsensaal zu einer Veranstaltung für Solidarität und Gemeinwohl in Zeiten des Krieges in der Ukraine. Neben Bundespräsident a.D. Joachim Gauck nahmen Bürgermeister Peter Tschentscher, Tatjana Kiel (#WeAreAllUkrainians) sowie Wladimir Klitschko teil, der per Videoschalte den Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko vertrat.
Zentrales Thema der Veranstaltung war der Städtepakt zwischen Hamburg und Kiew, den die Bürgermeister beider Städte am 24. April 2022 unterzeichneten. Der Alt-Präsident lobte dieses Bekenntnis zur Solidarität und fand klare Worte für das aktuelle Kriegsgeschehen: „Wenn man jetzt der Ukraine politisch, finanziell und auch militärisch beistehe, dann ist dies nicht nur ein Ausdruck unserer Solidarität, sondern auch der Selbstachtung, der gemeinsamen Achtung von Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit. Ich bin den Städten Kiew und Hamburg und ihren Bürgermeistern sehr dankbar, dass sie dies gemeinsam mit dem ‚Pakt für Solidarität und Zukunft‘ so deutlich zum Ausdruck bringen.“
Weiterhin erklärte er: „Wirklichen Frieden in Europa werde es nur geben, wenn die Ukraine diesen Krieg gewinnt. Wenn es Putin gelingen würde, einem großen Land das Recht auf Selbstbestimmung, auf Souveränität und auf territoriale Integrität zu nehmen, wäre die Stabilität Europas einer andauernden Bedrohung, einer ernsthaften Gefährdung ausgesetzt.“ Gauck wies dabei auch auf die globalen Gefahren hin, da Russland die weltweite Hungersnot zu Kriegswaffe mache und zusehe, wie zunehmende Flüchtlingsströme Europa destabilisieren.
Er erinnerte auch an die Zeit, als er selbst in der ehemaligen DDR die russische Dominanz am eigenen Leib erlebt hat: „Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie sich das Leben als Untertan angefühlt hat. Diese Erinnerung, ein ohnmächtiger Untertan zu sein, ein ganzes Leben lang, teile ich mit vielen Menschen in Mittel- und Osteuropa. Und mit ihnen eint mich der Wille, nicht erneut zum Untertan einer fremden Macht zu werden. Die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger ist gefordert, zu erkennen, dass wir in Europa nicht nur von Freunden umgeben sind. Russland zwingt uns seine Feindschaft auf. “
Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher erklärte, dass es bei dem Städtepakt um schnelle humanitäre Hilfe während des Krieges geht, vor allem aber auch um eine strategische Partnerschaft zwischen den Städten, sobald der Krieg beendet ist. Hamburg sichert damit die Unterstützung für den Wiederaufbau in der Ukraine zu. „Hamburg stehe an der Seite der Ukraine“, sagte Tschentscher.
Wladimir Klitschko, der als Vertretung des Kiewer Bürgermeister per Video zugeschaltet war, betonte immer wieder, dass die Hilfen keine Einbahnstraße seien: „Wir werden alles zurückgeben und wir haben viel zu geben.“ Gleichzeitig appellierte er an das Publikum, dass der Krieg, der nun schon seit mehr als 100 Tagen andauert, für die Ukrainer ein Kampf ums Überleben sei. „Wir brauchen Unterstützung, um uns weiter wehren zu können und auch, um die vielen Menschen zu versorgen, die aus den zerstörten Vorstädten oder umkämpften Gebieten nach Kiew geflohen sind.“ Eindringlich mahnte er: „Aber man kann einen Krieg nicht mit Worten gewinnen, leider. In einem Krieg spielt auch das militärische Equipment eine entscheidende Rolle.“
Auch die Handelskammer, die Initiative #WeAreAllUkrainians und viele andere engagieren sich. Eines von vielen Beispielen ist die Kooperation mit FAME FOREST zugunsten von WarChild. Finden Sie hier mehr Informationen zum Engagement von #WeAreAllUkrainians und dem Benefizprojekt.
