Drei Kinderzimmer, drei Darstellerinnen, die als vermeintlich Zwölfjährige durchgehen, und drei Webcams – mehr brauchte das Experiment nicht, das das tschechische Regisseur-Duo Barbora Chalupová und Vít Klusák zum Inhalt ihrer Dokumentation gemacht haben. Es brauchte nicht einmal Geduld, denn bereits wenige Minuten, nachdem die Mädchen-Profile auf Facebook, Skype, Snapchat online gingen, ploppten die ersten Nachrichten auf. Es waren Männer, die diese Nachrichten schrieben. Und das taten sie nicht versehentlich. Sie waren auf der Suche nach jungen Mädchen.
Die Schauspielerin Tereza Těžká war entsetzt über das, was ihr gerade widerfuhr: „Ich habe echt nicht fassen können, was da gerade passiert. Ich fühlte mich unbeholfen. Ich war sauer. Ich fühlte Hass gegenüber den Männern, auch Mitleid, dass sie so armselig sind und was sie überhaupt für ein Problem haben zwölfjährige Mädchen anschreiben zu müssen.“
Unter Aufsicht von Undercover Bodyguards fanden zudem Treffen mit 21 Webkontakten statt. Die Männer hatten zum Teil schon Hotelzimmer für sich und die Mädchen gebucht oder Bustickets, um mit ihnen nach Hause zu fahren. Eigentlich war es nicht die Absicht der Filmemacher die Polizei einzuschalten, allerdings ahnten sie auch bei der Planung noch nicht, mit welcher Welle an Pädokriminalität sie überschwemmt werden würden. So stellten sie ihr Material am Ende doch den Ermittlern zu Verfügung. Aufgrund des Films laufen nun in Tschechien 52 Verfahren gegen Männer, die auf der Suche nach Sex mit Zwölfjährigen waren – nicht im Darknet oder einschlägigen Plattformen. Sie fanden ihre Opfer in den gängigen öffentlichen Social Media-Kanälen.
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Im November wird die Dokumentation Caught in the net auch in die deutschen Kinos kommen. Vor allem ist es aber an der Zeit, dass ein solcher Film in die Schulen kommt und fester Bestandteil der Arbeit mit Kindern und Eltern wird, denn der beste Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt ist Prävention.
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