Laut Kriminalstatistik wurden in Deutschland im Jahre 2014 153 Kinder zu Tode misshandelt. Doch was geschieht mit jenen, die schweren, langanhaltenden sexuellen Missbrauch, körperliche und seelische Gewalt „überlebt“ haben? Was passiert, wenn jene Kinder nach der Herauslösung aus ihren Familien in Jugendheimen, Wohngruppen, Psychiatrien und Pflegefamilien keinen Fuß fassen können, weil sie selbst – durch Gewalt traumatisiert – gewalttätig werden, durch Selbstzerstörung oder Essstörungen auffallen?
Die gemeinnützige und mildtätige Stiftung Ein Platz für Kinder in München wurde 2005 gegründet, um in Deutschland Schutzhäuser zu bauen, die diesen Kindern in besonderen Ausnahmesituationen ein Heim geben. Schutzhäuser wie das KiD Hannover und die Hamburger Mattisburg, die jeweils zehn Vier- bis 12-Jährige für einen Zeitraum von durchschnittlich sechs Monaten aufnehmen, bis (Sozial-)Pädagogen und Trauma-Therapeuten sich sicher sind, dass sie in normale Einrichtungen der Jugendfürsorge überführt werden können. Ein Platz für Kinder stattet die Schutzhäuser liebevoll aus, stellt die fortlaufende Renovierung sicher und übergibt diese dann an einen professionellen Träger. In den diagnostischen Einrichtungen erfahren die Kinder, dass die Betreuer sie verstehen wollen. Sie müssen keine Anpassungsleistungen vollbringen, Impulsdurchbrüche werden nicht sanktioniert. Schließlich finden sie Worte für ihre Verletzungen und müssen nicht länger in der Symptomsprache Zuflucht suchen.